Rundschreiben an alle Eltern von Kindern im Gruppenunterricht, vor allem MFE

Statt einer langen Mail, die doch untergeht weil bei uns allen die Postfächer überquellen -> Kurzfassung, Telegrammstil:

1.) Der vielgepriesene Unterricht via Internet und Skype lässt sich nicht auf Gruppenunterrichte übertragen.
Das betrifft an der Musikschule Horrenberg-Dielheim die Musikalische Früherziehung, SBS, Chor, Ballett, Bandproben und Bandcoaching, alle Ensembles.

2.) Die Gebührenzahlungen für Gruppenunterrichte werden im Mai und Juni 2020 ausgesetzt, je nach Dauer des Lockdowns auch im Juli 2020.

3.) Ausgefallener Unterricht (auch aus April 2020) wird mit den bereits eingezogenen Gebühren verrechnet, möglicherweise kann ein Teil in den Ferien oder in Form verlängerter Unterrichtseinheiten nachgeholt werden.

4.) Gebühren für Unterricht, der nicht stattgefunden hat, werden in Absprache mit Ihnen zurückerstattet.

Mehr und etwas freundlicher?
Bitte sehr 

Liebe Eltern,

Wir haben von Seiten der Musikschule alles was uns möglich war unternommen, um für die Einzelschüler eine sinnvolle Fortsetzung der Arbeit zu ermöglichen und sie nicht „hängen zu lassen“; das war ein sehr großer Aufwand für uns, der sich aber gelohnt hat – fast alle Schülerinnen und Schüler haben das Angebot angenommen und nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen können wir mit gutem Gewissens sagen, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Natürlich kann die Arbeit via Internet und PC nicht mit einer persönlichen Unterrichtssituation verglichen werden, aber wir sorgen immerhin dafür, dass wir nicht nach Ablauf des Lockdown wieder „bei null anfangen“, weil ein großer Teil des Erreichten verloren gegangen ist.
Es hat sich sogar gezeigt, dass in dieser speziellen Situation ein Raum entstanden ist, in dem Dinge, die sonst oft zu kurz kommen, ausgiebig praktiziert werden können – nicht zuletzt, weil es ohne sie nicht möglich ist, Unterricht in dieser Form zu erteilen:
ich spreche hier zum Beispiel

  • von der Arbeit ausschliesslich mit Notenmaterial, ohne die Möglichkeit, mal „schnell“ etwas vorzuspielen,
  • vom gemeinsamem Erarbeiten von Stücken rein auf Basis einer Schrift, die bei manchen Schülern erst jetzt einen Wert erhält und verstanden wird,
  • von der Chance für den Schüler, Techniken zu erlernen, mit deren Hilfe er selbst kontrollieren und entscheiden kann, ob etwas so verstanden wurde, wie der Komponist das wollte.
    Wir haben also durchaus das Gefühl, keinen „billigen Ersatz“ oder eine Notlösung anzubieten, sondern wir sind überzeugt, dass uns alles, was wir gerade erproben, später zugute kommen wird.

Soweit, so gut, ABER da ist auch noch die andere Seite, Ihre Seite:

Seit Schliessung der Kindergärten haben die Kinder in Musikalischer Früherziehung und SBS keinen Unterricht mehr erhalten,
Chor & Ballett wurden ebenfalls kurzerhand abgesagt, Bandproben und Bandcoaching finden nicht statt und wir haben auch wirklich bislang keine zündende Idee, was wir für die Gruppenunterrichte als Ersatz anbieten könnten.
Jedenfalls nichts, was eine Fortsetzung der elterlichen Gebührenzahlungen rechtfertigen könnte.

Ihr Einverständnis voraussetzend werden wir deshalb für die kommenden Monate Mai und Juni die Abbuchungen der Gebühren für Musikalische Früherziehung und Ballett stornieren.

In Zwischenbericht vom 14. April hatte ich das Konzept des „Kassensturzes“ zum Ende Juli vorgeschlagen:

Sowohl der gegebene als auch der ausgefallene Unterricht wird von uns erfasst.
Bis zum Ende Juli sollte klar sein, wieviel Unterricht tatsächlich ausgefallen ist bzw. wieviele Gebühren von Ihnen ohne Gegenleistung entrichtet worden sind.
Noch besteht ja die Möglichkeit/Hoffnung, einen Teil der Ausfälle in Form von Nachholterminen, Workshops, Ferienunterricht, verlängerte Unterrichtseinheiten (z.B. 60 Minuten statt 30 oder 45) etc. zu kompensieren.
Wo das nicht möglich ist, werden wir in Absprache mit Ihnen die Gebühren zurückzahlen.
Auch der ausgefallene Monat April wird natürlich in diese Abrechnung mit einbezogen werden, ein Teil der Märzstunden kann mit vorgeholtem Unterricht einer Lehrkraft verrechnet werden. der Rest geht in die „Verrechnungsmasse“.
All das werden wir gemeinsam klären, wenn man sich endlich mal wieder gemeinsam an einen Tisch setzen kann.

Ich hoffe dass Sie mit diesem Verfahren einverstanden sind.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch einmal ausdrücklich für die Solidarität bedanken, die Sie bislang für „Ihre“ Musikschule aufgebracht haben.

Fast alle Schülerinnen und Schüler nehmen weiterhin unsere Angebote wahr, der Unterricht wird weiterhin erteilt, wir können weiterhin arbeiten und – ich kann deshalb Lehrkräfte bezahlen, die zum Teil schwer gebeutelt sind, da viele von Ihnen neben ihrer Tätigkeit als Lehrkraft als „freie Kulturschaffende“ sprich: Livemusiker unterwegs sind.
Und da sieht es für die nächsten Monate zappenduster aus.

Also noch einmal:
Ein großes Dankeschön an Sie alle, bleiben Sie uns treu so lange es geht und – wenn es nicht geht, lassen Sie uns darüber reden, wie wir die nächsten Monate trotzdem so gestalten können, dass sich Ihre Kinder nicht aus finanziellen Gründen von der Musik trennen müssen.
Da mir sehr viel daran liegt, dies zu erreichen, werden wir auch eine Lösung finden.

Ich grüße Sie an einem verregneten 1. Mai und wünschen Ihnen alles Gute und vor Allem – Gesundheit.

Hansjörg Widmer